Welche Waffe fürs Sportschiessen Teil 2: 50-25m Pistole Sportpistolen

Erstpublikation am: 10.07.2020

Zuletzt geändert am: 27.09.2023

Kategorien: Allgemein, Welche Waffe fürs Sportschiessen, Schützensport

Vorwort

Nach der Übersicht, Einführung und den Irrgärten der Ordonnanzpistolen folgt nun der Teil der Serie, die sich mit den Sportpistolen beschäftigt.
Die Auswahl an Modellen ist hier zwar noch überwältigender, aber dank einem relativ klaren Regelbuch der ISSF und dem Grundsatz, das alles, was jenen Regeln entspricht auch zugelassen ist, bei weitem nicht so verwirrend wie das Ordonnanzfeld. Wobei… naja.

Auch möchte mit dem Artikel nicht nur stur dargelegt werden, was erlaubt ist und was nicht, sondern auch möglichst viele Sportpistolen gezeigt werden. Egal ob obskure Eigenkreation aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, nur ennet dem grossen Teich bekannt oder in jeder zweiten Schützenhand. Sportpistolen sind ein interessantes Feld und obschon sich die Modelle im Grundsatz oftmals ähneln, sind es teilweise originelle Kniffe oder kuriose Funktionen, die die verschiedenen Pistolen vom Rest abheben. Deshalb sieht der geneigte Leser hier auch Bilder von Sportpistolen, die man so in der Schweiz kaum je antreffen wird.

Rechtliches

Die Grundlagen für die Sportpistolen sind international auf Stufe ISSF geregelt (Kapitel 8.12 ISSF-Handbuch) und national vom SSV, wobei sich dieser wiederum auf die ISSF beruft.

Der Artikel beruht hauptsächlich auf dem ISSF Rulebook Edition 2017, auf Stufe SSV den Reglementen Technische Regeln für alle Schiesssportdisziplinen (TRSP) und Technische Regeln Pistole (TRP) sowie dem Merkblatt Wissenswertes über Sportgeräte – Pistole. Die Dokumente sind am Ende des Artikels verlinkt.

Allgemeine Bestimmungen für Zugelassene Waffen

Wie bei den Ordonnanzpistolen gelten auch für Sportpistolen verschiedene Regeln. Prinzipiell ist aber jede Pistole, die die ISSF-Regeln einhält, zu jenen Disziplinen zugelassen, also auch «nicht klassische» Sportpistolen, wie zum Beispiel die SIG Sauer Moskito. Theoretisch. Und ja, es sind auch explizit Revolver erlaubt, sofern sie die Regeln erfüllen. Jene sind mehrheitlich im ISSF Handbuch abgedeckt, jedoch findet sich auf den Kontrollchecklisten der ISSF-Funktionäre noch der ein oder andere Punkt, der sonst nirgends steht.

Kaliber & Munition

Fangen wir bei der Munition an. Die ist nicht nur auf gewisse Kaliber festgelegt, sondern unterliegt auch noch Richtlinien in der Beschaffenheit. Die Kaliberfrage ist schnell geklärt:

  • 5.6mm (.22lr) bei Freipistolen – long rifle, keine .22 short
  • 5.6mm (.22lr) bei Randfeuerpistolen – long rifle, keine .22 short
  • Von 7.62mm bis und mit 9.65mm (.30-.38) bei Zentralfeuerpistolen

Dazu kommen Regelungen in Beschaffenheit:

  • Nur Projektile aus Blei oder ähnlich weichem Material erlaubt (also keine Wolframgeschosse)
  • Keine ummantelten Geschosse zugelassen (also keine Full Metal Jacket)
  • Zentralfeuerpistolen: Keine Hochleistungs- oder Magnum Munition gestattet (also keine 9mm +P und keine .357 Magnum). Gilt auch für Revolver!

Wie «Hochleistungsmunition» (Highpower gem. ISSF Reglement) genau definiert wird ist aber unklar. Ebenfalls nicht erwähnt wird, ob Hohlspitzgeschosse verwendet werden dürfen oder nicht (wobei das auch aufs jeweilige Waffengesetz ankommt – in der Schweiz ist Hohlspitz = des Teufels). Jedoch wird nun etwas klarer, warum die verbreitetste Munition für Zentralfeuerpistolen die .32 S&W Wadcutter ist.
Bei der ISSF 25m Pistole Schnellfeuerdisziplin kommen auf die .22lr noch Regulationen betreffend Minimalgeschossgewicht und -geschwindigkeit hinzu, diese sind aber bei den SSV-Disziplinen nicht relevant.

Beispiele erlaubter Munition:

Abzüge und Abzugsgewicht

Es dürfen sowohl klassische (analoge) Hammer/Striker-Abzug-Pistolen verwendet werden, als auch solche mit elektronischem Abzug. Die Abzugsgewichte sind für beide Varianten identisch:

  • Keine Restriktion bei Freipistolen
  • Minimal 1000g bei Randfeuerpistolen
  • Minimal 1000g bei Zentralfeuerpistolen

Pistolen mit elektronischem Abzug dürfen dann verwendet werden, wenn…

  • …alle Abzugskomponenten fest im Griff oder Rahmen integriert oder daran angebracht sind
  • …der Abzug mit der die Pistole haltenden Hand betätigt wird
  • …alle Komponenten bei der Waffenkontrolle installiert sind
  • …sie mit allen installierten Komponenten ebenfalls die restlichen Regeln betreffend Grösse, Gewicht etc einhalten
  • …weder Batterie noch Drähte und/oder Kabel von aussen sichtbar sind

 

Gewicht & Masse

Das Pistolengewicht selbst indes wird mit allen (im Wettkampf verwendeten) Balancegewichten, allem Zubehör und eingesetzem (leeren) Magazin gewogen.

  • Keine Restriktion bei Freipistolen
  • Maximal 1400g bei Randfeuerpistolen
  • Maximal 1400g bei Zentralfeuerpistolen

Auch die Ausmasse werden kontrolliert. Hierbei wird die Pistole quasi in eine virtuelle Box gelegt und darf nicht grösser als diese sein – sowohl in der Länge, der Breite als auch in der Höhe. Dies ebenfalls wieder mit allem montiertem Zubehör und Gewichten. Eine Herstellungstoleranz von +1mm in alle Richtungen ist gestattet.

  • Keine Restriktion bei Freipistolen
  • 300mm x 150mm x 50mm bei Randfeuerpistolen
  • 300mm x 150mm x 50mm bei Zentralfeuerpistolen

Die nicht vorhandenen Restriktionen bei der Freipistole sind aber mit Vorsicht zu geniessen; Misst der Lauf mehr als 60cm (23.622 Zoll), gilt die Waffe als Gewehr!

 

Lauflänge & -achse

Wie bei den Ordonnanzpistolen werden auch bei den Sportpistolen Limiten für die Lauflänge gesetzt. Auch hier gilt: Bei Freipistolen gibt es theoretisch keine Grenzen, praktisch aber darf der Lauf wie oben erwähnt 60cm (23.622 Zoll) nicht überschreiten.

  • Keine Restriktion bei Freipistolen
  • Maximal 153mm (6.023622 Zoll) bei Randfeuerpistolen
  • Maximal 153mm (6.023622 Zoll) bei Zentralfeuerpistolen

Bei der Laufachse hingegen ist es ausser bei den Freipistolen so, dass der Mittelpunkt des Laufes (also die Laufachse) über dem Hautstück zwischen Daumen und Zeigefinger der schiessenden Hand liegen muss. Ein System wie bei der TOZ MTs 3-1 Rekord ist also nicht erlaubt.

Ebenfalls nicht erlaubt sind perforierte (gelochte) Läufe, Kompensatoren, Mündungsbremsen oder funktionsähnliche Anbringungen am Lauf, dies wiederum als globale Regelung.

Visierung & Visierlinie

Jeder weiss: Je länger die Visierlinie (also der Abstand zwischen Kimme und Korn, gemessen von hinter der Kimme bis vor das Korn, siehe Bild oben), desto genauer kann gezielt werden. Die Visierlinie ist aber ebenfalls regelementiert.

  • Keine Restriktion bei Freipistolen
  • Maximal 220mm bei Randfeuerpistolen
  • Maximal 220mm bei Zentralfeuerpistolen

Eine abenteuerliche Visierlinienverlängerung wie sie die Hämmerli Mp33 beispielsweise verbaut hat, ist demnach durchaus bei Freipistolen zulässig, bei Rand- und Zentralfeuerpistolen aber untersagt.

Desweiteren existieren zur Visierung allgemein auch ein, zwei Regelungen:

  • Nur offene Visierung erlaubt
  • Keine Fieberglas- und keine lichtverstärkende Optik zugelassen
  • Keine (farbig) reflektierende Oberfläche auf der Visierung gestattet
  • Folgende Visierungen sind ebenfalls untersagt:
    • Optische Visierung
    • Teleskopvisierung
    • Laservisierung
    • Reflex- und Rotpunktvisiere
  • Jedwede Art von Optik, Visierung oder Zielgerät, welche(s) selbständig den Abzug auslösen kann, ist verboten
  • Über Kimme und/oder Korn darf sich keine Schutzkappe bzw. Tunnel befinden
  • Korrekturlinsen und/oder Farb- und Polarisationsfilter dürfen nicht an der Pistole selbst angebracht werden

Griffe

Nun wird es kompliziert. Die ergonomischen Formgriffe der Sportpistolen sind tatsächlich ebenfalls reguliert, und das in einer ausufernden Detailtiefe. Ich zitiere mal das Original auf Englisch und liefere eine (halbwegs) verständliche Deutsche Übersetzung. Diese Regelungen gelten aber wiederum nur für die Rand-und Zentralfeuerpistolen; Die Freipistolen sind davon ausgenommen und dürfen von speziellen, auch die Hand umschliessenden Griffen profitieren, wobei auch bei diesen Pistolen das Handgelenk nicht vom Griff berührt werden darf.

Englisch Deutsch
No part of the grip, frame or accessories may touch any part of the wrist. Kein Bestandteil des Griffes, des Rahmens oder eines Zubehörteiles darf das Handgelenk in irgend einer Art berühren.
The heel rest must extend at an angle of not less than 90 degrees to the grip. Die Handkantenauflage muss in einem Winkel von nicht weniger als 90° vom Griff selbst wegführen.
This applies to the heel rest in front and behind the grip as well as on the sides. Dies gilt für die Handkantenauflage vor und hinter dem Griff, sowie an dessen Seiten.
Any upward curvature of the heel and/or thumb rest and/or a downward curvature of the side opposite the thumb is prohibited. Jedwede aufwärtsgerichtete Rundung der Handkantenauflage und/oder der Daumenauflage und/oder eine abfallende Rundung auf der dem Daumen gegenüberliegenden Seite ist verboten.
The thumb rest must allow free upward movement of the thumb. Die Daumenauflage muss dem Daumen volle Bewegungsfreiheit nach oben gewähren.
The grip must not encircle the hand. Der Griff darf die Hand nicht umschliessen.
Curved surfaces on the grips or frame, including the heel and/or thumb rest, in the longitudinal direction of the pistol are permitted. Abgerundete oberflächen auf dem Griff oder dem Rahmen, inklusive der Handkantenauflage und/oder der Daumenauflage, in längsgerichteter Richtung zur Pistole sind erlaubt.
In addition, the rear part of the frame or grip which rests on top of the hand between the thumb and the forefinger, must not be longer than 30 mm from the point where the grip first touches the top of the hand forward to the deepest part of the grip. Zusätzlich darf der Teil des Griffes oder des Rahmens, welcher auf dem Teil der Hand aufliegt, der zwischen Daumen und Zeigefinger liegt, nicht länger sein als 30mm von dort aus, wo der Griff erstmalig jenen Teil der Hand berührt, bishin zum tiefst innersten Punkt des Griffes.
The back (rear) part of the grip must be cut so that it angles upward from that point by not less than 45 degrees. Der Griffrücken muss so beschaffen sein, dass er von jenem Punkt aus nicht weniger als 45° nach oben zeigend fortgeführt wird.

Na, alles klar? Das ISSF Reglement hat unter Kapitel 8.13 das ganze nochmals bildlich dargestellt:

Sonstiges

  • Hülsenfänger dürfen montiert werden, sofern die Pistole mit montiertem Hülsenfänger sämtliche anderen Regelungen betreffend Gewicht, Masse, etc. einhält
  • Bewegungs- und/oder oszillationsdämpfende Systeme, welche aktiv Bewegungen oder Oszillation der Pistole vor Schussabgabe reduzieren oder verhindern, sind nicht erlaubt

Freipistole 50m / 50m Pistol

Die Königin der Pistolen, oft abenteuerlich anzuschauen und ein Epitom der Präzision: Die Freipistole. Gebaut, um mit dem Schützen zu verschmelzen, mit nur einem Ziel: Der 100er (oder die 10.9 bei internationaler Wertung).

Allerdings eine Gattung auf dem absteigenden Ast. Nicht mehr olympisch (die Disziplin wurde vom ISSF zugunsten 10m Pistole mixed aufgegeben), in der Schweiz kaum mehr gefragt.
Als Vergleich, am Appenzeller Kantonalschützenfest 2019 nahmen gerade mal 26 Teilnehmer des Vereinswettkampfes 50m die Freipistole zur Hand. Dem gegenüber stehen 295 Schützen mit Randfeuerpistolen und 199, die mit der Ordonnanzpistole antraten. Warum?

Die Freipistole ist lediglich für Wettkämpfe über 50m zugelassen, für 25m aber nicht. Ein weiteres, zentrals «Problem» liegt in der Bauweise der Freipistolen. Sie sind in der Regel einschüssig, das heisst sie kommen ohne Magazin aus. Deshalb sind sie auch auf 50m nicht für Wettkämpfe mit Zeitlimit oder Seriepassen zugelassen. Und trotzdem haben sie die höchsten Kranzlimiten aller Pistolenkategorien.

Modellübersicht

im Prinzip darf mit jeder Pistole im Kaliber .22lr in der Freipistolendisziplin angetreten werden. Technisch gesehen auch mit solchen wie die MTs Rekord 3-1, da die ISSF nur bei 25m explizit die Regelung auferlegt, dass die Laufachse über der Hand verlaufen muss. Theoretisch kann mit jeder anderen .22lr Pistole mitgemischt werden (sofern die allgemeingültigen Regelungen eingehalten werden). Es spricht auch nichts dagegen, mit einer uralten Scheibenpistole eines obskuren Herstellers im Kaliber .22lr zu schiessen. Die Frage ist nur, ob man das auch will. Hier sind demnach dedizierte Freipistolen gezeigt, die für diesen Zweck gebaut wurden. Teilweise uralt, teilweise hochmodern – eine Zeitreise, sozusagen.

Bewertung

Anfängertauglichkeit:
Grundsätzlich ist es so, dass anzunehmen ist, dass die Freipistolen eine grosse Eigenpräzision mitbringen, nebst allen Einstellmöglichkeiten. Ob das tatsächlich Einsteigerfreundlich ist, darf bezweifelt werden. Die Einstellungsmöglichkeiten sind anfangs immer überfordernd und laden zu Fehlern und/oder «Herumdoktorn» ein. Dass Die Freipistolen kaum mehr in Wettkämpfen zugelassen werden ist auch nicht gerade förderlich für die Schützenkarriere, nicht nur wegen den hohen Kranzlimiten.
Kurz gesagt, wer eine Herausforderung will, soll machen. Als Anfänger sind aber eher die Griffel davon zu lassen.

 
Zukunftssicherheit Waffe:
Zweischneidig. Die Nachfrage ist nicht mehr sonderlich gross, es gibt aber durchaus noch Hersteller, die die Pistolen produzieren. Kleinere Hersteller, beispielsweise Pardini, können Ersatzteile auf lange Sicht bereit stellen, da sie in der Regel eine langlebige Modellpflege betreiben. Nur mit den Lieferzeiten könnte es hapern.
der Wiederverkaufswert ist auch miteinzubeziehen. Man muss hier wohl mit Verlust rechnen, da kaum jemand viel Geld für eine de facto nicht mehr nutzbare (im Sinne von Wettkämpfen) Pistole aufwenden wird. Haltbar sind die Sportpistolen aber dennoch; Auch Pistolen, die Jahrzehnte auf dem Buckel haben, können in fantastischem Zustand sein.

 
Zukunftssicherheit Schütze:
Bereits in den anderen zwei Punkten angedeutet, sieht die Zukunft eher düster aus. Als reine Trainingswaffe dürfte eine Freipistole auch denkbar ungeeignet sein, da man sich zu sehr an die Gewichte und all das Zeug gewöhnen könnte, nur um dann mit einer normalen Randfeuerpistole darauf verzichten zu müssen.

 

Vorteile
  • Unterliegt wenig Restriktionen, was Gewicht, Masse oder Lauflänge etc. anbelangt
  • Sehr viel besser individuell anpassbar durch ausladende Gewichte, an die Hand angepasse Griffe etc
  • Kann als Einzelschusspistole gebaut und genutzt werden, womit die Bewegung eines Verschlusses oder Schlitten unmittelbar nach Schussauslösung wegfällt
  • Hohe Eigenpräzision, besonders als Einzelschusspistole
  • Eigene Munition kann (muss) verschossen werden, daher Freiheit in der Munitionswahl (günstige Trainingsmunition, teure Präzisionsmunition für Wettschiessen)
  • Einzelne Modelle auch über Jahre, teils Jahrzehnte absolut konkurrenzfähig
Nachteile
  • Auch ältere, gebrauchte Modelle können sehr teuer sein, von Neuwaffen ganz zu schweigen
  • Der Wiederverkaufswert dürfte allerdings angesichts der geringen Nachfrage leiden
  • Eigene Munition kann (muss) verschossen werden, daher mehr Aufwand, auch beim Abstimmen der Munition auf die Waffe (nicht jede Sportpistole verträgt jede Munition gleich gut)
  • In der Schweiz fast kein Markt…
  • …da praktisch keine Stiche oder Programme mehr für die Freipistole angeboten werden
  • Hohe Kranzlimiten
  • Die vielen Freiheiten und Anpassungsmöglichkeiten können überfordern, bzw. Fehler provozieren

Randfeuerpistole / 25m Rimfire Pistol

Modellübersicht

Vorteile
  • Zugänglicher als Freipistolen
  • Günstige Munition
  • Von günstig bis sehr teuer gibt es eine Pistole für jedes Budget
  • Zwar restriktiver in den Anpassungsmöglichkeiten als Freipistolen, aber dennoch viel Freiraum
  • Ab 55 Altersjahren kann aufgelegt geschossen werden
  • Sehr geeignet für Jugendliche und Personen mit Schussangst
  • Grosser Markt, das heisst viele Modelle verfügbar…
Nachteile
  • …was aber auch etwas überwältigend sein kann
  • Hohe Kranzlimiten im Vergleich zum Ordonnanzfeld
  • Eigene Munition kann (muss) verschossen werden, daher mehr Aufwand, auch beim Abstimmen der Munition auf die Waffe (nicht jede Sportpistole verträgt jede Munition gleich gut)
  • Die «billige» Hämmerli 208 konkurriert im selben Feld wie eine sauteure Pardini
  • Grosse Modellvielfalt bedingt, dass viel ausprobiert werden muss

Hämmerli

In der Schweiz DER Klassiker was Kleinkaliberpistolen angeht, mit einer grossen Modellvielfalt für jede Hand und jedes Budget.
Früher eine Schweizer Firma, gehört die Marke Hämmerli heute zum Deutschen Walther-Konzern. Was etwaige Reparaturen oder Ersatzteilbeschaffung etwas erschwert, da Walther offiziell nur noch die Hämmerli X-esse im Portfolio führt.

Nichtsdestotrotz sind (alte) Hämmerli-Pistolen auf dem Gebrauchtmarkt und in den Ranglisten zuhauf zu finden. Wenn man mit einer Pistole aus den 80ern noch konkurrenzfähig ist, dann sagt dies sehr viel über die Qualität der (damaligen) Hämmerli Sportpistole aus. Man schaue sich nur mal Erich Buljung an. Der Kerl hält den Weltrekord in der Disziplin 25m Standardpistole (584/600 Punkte). Aufgestellt an den Panamerikanischen Spielen in Caracas, Venezuela. In 1983. Wohlgemerkt, er hielt ihn nicht, er hält ihn noch. Mit einer Hämmerli 208S.

Vor Allem die alten Modelle, wie die Hämmerli 208, und die Evolution davon, die Hämmerli 215, werden sehr gerne als Anfängerpistolen herbeigezogen, da sie sehr einfach zu bedienen und unterhalten, (relativ) günstig in der Anschaffung, aber trotzdem treffsicher sind.

Weitere beliebte Modelle

Schaut man beim Nachbarn auf die Ladebank, so sieht man ausser Hämmerli des Öfteren auch Pistolen anderer Manufakturen. So wie die Pardini SP, Walther GSP, Morini CM22M, FAS Domino 601 oder gar eine Sako, eine Marke, die hierzulande eher aufgrund des Scharfschützengewehres (Sako TRG 42) der Armee bekannt sein dürfte.

ComBlock & Exoten

Richtig interessant wird es, wenn man den Blick hinter den einstigen eisernen Vorhang und den Rest der Welt wirft. Die oft abenteuerlichen Konstruktionen sind faszinierend, waren oft auch praxistauglich, aber wie es bei anderen Exoten auch der Fall ist: Es gibt einen Grund, warum es Exoten sind/waren. Dies trifft aber nicht nur auf die ehemalige Sowjetunion zu, auch die USA und Europa haben ein Kuchenstück für sich.

Man muss allerdings zugeben, dass auch geographische Gründe mitspielen: War eine High Standard Supermatic Citation vor einigen Jahrzehnten in den USA beliebt und verbreitet, kannte der gemeine Schweizer fast nur Hämmerli – da lokales Produkt und dementsprechend hierzulande auch mehr verbreitet.

Wobei, auch Moritz Minder hantierte mit einer Sovjetischen Pistole und es scheint so, als wäre in den 60ern bis in die 80er hinein Russisches Handwerk recht beliebt gewesen. Geht man noch weiter zurück, so waren Amerikanische Pistolen auch vorne mit dabei, hat doch der Colt Woodsman Carl Walther dazu verlanlasst, seine Olympia-Pistole zu bauen.

Bewertung

Anfängertauglichkeit
Die Randfeuerpistolen selbst sind eigentlich recht anfängerfreundlich, respektive neutral. Die Bedienung ist gleich mit anderen «Gebrauchspistolen», meist aber ergonomischer. Die Visierung ist meist besser als bspw. bei Ordonnanzpistolen. Allerdings ist die geforderte Schiessstellung, bzw. das einhändige Halten der Pistole die grösste Hürde. Bis man die Pistole ruhig halten kann, vor Allem über eine längere Zeit, bis man die richtige Stellung gefunden hat, bis man das «immer die gleiche Position einhalten» raus hat… das dauert. Je früher man damit anfängt jedoch, desto besser.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Personen mit Schussangst, oder Jugendliche damit leichter ins Schiesswesen eingeführt werden können, da eine Sportpistole kaum peitscht, weder akustisch noch haptisch. Am Schaffhauser Jugendschiessen sah man 10jährige Mädchen und Jungs, die mit einer Walther GSP hervorragend klargekommen sind.

Zukunftssicherheit Waffe:
Das Pistolenschiessen erfreut sich vermehrt grösserer Beliebtheit, Randfeuerdisziplinen können regional, national, international und gar olympisch bestritten werden. Viele Hersteller mit vielen Modellen buhlen um die Schützen. Ersatzteile sind (je nach Hersteller) gut verfügbar. Noch heute kann man eine Hämmerli aus den 80ern kaufen und mit dieser auf hohem Niveau schiessen. Kein Wunder sind die Preise stabil und es herrscht eine rege Nachfrage. Hier gilt: Wer einmal investiert, hat lange Freude. Es empfielt sich aber, ausgiebig Probe zu schiessen, bevor man ein, zwei oder mehrere Ameisen liegen lässt.

 
Zukunftssicherheit Schütze:
Man kann seine gesamte Karriere als Sportschütze auf Randfeuerpistolen auslegen. Mann kann quereinsteigen. Wer dranbleibt, hat lange Freude und wird Erfolge feiern. Man kann mit günstigen Einsteigerwaffen beginnen und sukzessive auf bessere (=teurere) Pistolen umsatteln.

Wer im Alter die Pistole nicht mehr halten kann, für den gibt es ab 55 Altersjahren die Möglichkeit, aufgelegt zu schiessen. So kann man vom Knirps bis zum Knacker den Pistolenschiesssport ausüben.

Zentralfeuerpistole / 25m Center Fire Pistol

Ein etwas vergessenes Dasein fristen die Zentralfeuerpistolen. Nicht nur international, auch in der Schweiz, wo man entweder eine kleinkalibrige Sportpistole in die Finger nimmt, oder gleich zum Ordonnanzmodell wechselt, was die Zentralfeuerrubrik mehr oder weniger überflüssig macht. Zwar wären sehr viele Pistolen erlaubt, darunter auch die oft geforderten CZ Shadow Modelle, aber die Kranzlimiten sind höher als beim Ordonnanzfeld und die Pistolen müssen einhändig geschossen werden. Dazu kommt, dass in der Praxis fast alle 9mm-Pistolen wegfallen, da 9mm in der Regel ummantelte Geschosse aufweisen, die gemäss ISSF aber untersagt sind.
Aber auch dann – will man mit einer Zentralfeuerpistole, die für das Präzisionsscheissen (nach ISSF) nicht gedacht ist, konkurrieren? Oder greift man auf Bewährtes in entsprechendem Kaliber zurück?
Bei Kantonalschützenfesten und allgemeinen Schiessanlässen wird die Zentralfeuerpistole, wenn überhaupt, höchstens in der 25m-Distanz zugelassen. Allerdings: Am Appenzeller Kantonalschützenfest 2019 machte niemand von dieser Möglichkeit gebrauch. Warum auch? Eine P210 tuts auch, wenn man Kleinkaliber nicht gern hat. Und die kann man beidhändig halten.

Modellübersicht

Da theoretisch jede existierende Pistole, die die Vorgaben gemäss ISSF erfüllen, in der Zentralfeuerpistolendisziplin zugelassen ist, wäre eine Auflistung hier etwas überbordend. Einige bekannte Modelle sollen hier aber dennoch gezeigt werden. Meist werden allerdings Randfeuerpistolen verwendet, die ebenfalls in einem Zentralfeuerkaliber angeboten werden, anstatt dedizierte Zentralfeuerpistolen. Oder Randfeuerpistolen mit Wechselsystemen.

Bewertung

Anfängertauglichkeit:
Nicht sonderlich gegeben. Egal wie man es anschaut, Randfeuer, oder schweiz-spezifisch die Ordonnanzpistole, steht immer besser da.
Mehr Rückstoss, mehr Gewicht, spezifische Munition, das Einhändig-halten-müssen…
Man ist wirklich besser darin beraten, entweder die Randfeuer- oder Ordonnanzschiene zu fahren. Besonders in der Schweiz.

 
Zukunftssicherheit Waffe:
Die spezifisch für ISSF-Disziplinen gebauten Pistolen gehen nicht weg, die Modellvielfalt wird von den Herstellern eher flach gehalten. Daher wird man, hat man sich mal festgelegt, sicher lange die selbe Waffe führen. Ob das allerdings noch lange der Fall sein wird, wird sich zeigen. In der Schweiz wird die Zentralfeuerkategorie schon jetzt grob missachtet. Die ISSF hat auch schon die Freipistolen geopfert, also wer weiss?
Wobei bei den CISM-Wettkämpfen die Zentralfeuerpistole eine Zentrale Rolle spielt. Von da her…

 
Zukunftssicherheit Schütze:
Ähnlich den Randfeuerpistolen, kann man seine gesamte Karriere als Sportschütze auf Zentralfeuer auslegen. Man kann. Ob es Sinn macht ist eine andere Frage.
In der Schweiz, ohne internationale Ambitionen? Kaum. Mit internationalen Ambitionen? Wenn man bei den CISM-Wettkämpfen mitmischen will, dann ja.

Vorteile
  • Das grössere Kaliber macht gegenüber Randfeuerpistolen grössere Löcher
  • Oftmals bewährte Plattformen als Grundlage für das Pistolensystem
  • Teilweise Wechselsysteme vorhanden
  • Theoretisch ist jedwede Pistole zugelassen, die die Regelungen einhält, also auch viele populäre 9mm-Pistolen…
Nachteile
  • …allerdings muss auf die Munition geachtet werden, 9mm-Munition mit reinen Bleigeschossen gibt es sehr wenig, und einen präzisen Ruf haben sie ebenfalls nicht
  • Zumindest auf nationaler Ebene, von normalen Schiessanlässen bis zu Kantonalschützenfesten, praktsisch nur über 25m zugelassen
  • In der Schweiz selten verwendet
  • Muss einhändig geschossen werden

Revolver

Ja, auch Revolver sind in Sportpistolendisziplinen zugelassen, sofern sie die ISSF-Regelungen einhalten. Unterschieden wird eigentlich nur zwischen Randfeuer- und Zentralfeuerrevoler. Theoretisch müssten diese in diesem Beitrag auch unter ihrer jeweiligen Kategorie genannt werden. Aber aus Gründen der Kuriosität sollen sie separat behandelt werden.
Zwar gibt es nicht unbedingt viele Hersteller spezieller Sportrevolver, aber da so ein Teil an sich schon recht präzise ist (ausser dem Abzugsmechanismus bewegt sich nichts während und unmittelbar nach Schussabgabe, kein Schlitten oder Verschluss), reicht oftmals schon ein ergonomischer Sportgriff und eine gescheite Visierung. Die Auswahl ist riesig, vor Allem dank der Tatsache, dass sich aus .357 Magnum Revolvern ebenfalls .38 Special Patronen abfeuern lassen, welche wiederum ISSF-konform sind.

Modellübersicht

Hier einige Modelle, die speziell für das Präzisionsschiessen gebaut wurdenn oder sich als beliebte Sportrevolver erwiesen haben. Der TOZ-49 Revolver war übrigens bis 2015 Halter des Weltrekordes über 25m Zentralfeuerpistole – mit 594/600 Punkten. Wahnsinn.

Bewertung

Anfängertauglichkeit:
Ein Revolver kann durchaus eine gute Einsteigerwaffe sein. In .22lr kosten sie nicht die Welt, meist sind sie günstiger als Sportpistolen. Sie sind auch von Haus aus präzise im Schussverhalten. Auch kommen sogar «Freizeitrevolver» mit verstellbarer Kimme daher. Fummelig wirds nur bei Schnellfeuerpassen und Single Action Revolvern.

 
Zukunftssicherheit Waffe:
Revovler sind robust und in der Regel einfach zu reparieren. Sollte man sich noch für ein geläufiges Modell entscheiden, kommt man immer an Ersatzteile. Da sogar ein jahrzehntealter Revolver bis vor vier Jahren den Weltrekord über 25m hielt, spielt auch das Alter kaum eine Rolle.

 
Zukunftssicherheit Schütze:
Wer es wirklich durchziehen will mit den Revolvern, nur zu! So lange sie nicht aus heiterem Himmel verboten werden, wird man sie antreffen. Nicht viel, aber wenn, dann vorne mit dabei. Langfristig macht man mit Revolvern nichts falsch.

Vorteile
  • 100 Stilpunkte schonmal auf sicher
  • Hohe Eigenpräzision dank kaum beweglicher Teile
  • Grosse Auswahl an Modellen und Zubehör
  • Günstig in der Anschaffung
  • Erhältlich in Kleinkaliber und diversen Zentralfeuerkalibern
  • Robust und langlebig
Nachteile
  • Grosse Auswahl kann überwältigend sein
  • Matchrevolver können sehr sehr teuer werden
  • Schnellfeuerdisziplinen fummelig bei Single Action Revolvern

Zusammenfassung

Als ich den Artikel angefangen habe zu schreiben, war ich von drei Sachen überzeugt:
Erstens, die Freipistole wird die traurigste Kategorie werden.
Zweitens, die Zentralfeuerpistolenkategorie ist super, da alles zugelassen ist (theoretisch jedenfalls).
Drittens, die Regelungen der ISSF machen diese Sparte der Pistolen einfach verständlich und einfach zu befolgen.
Welch Tor ich ward.

Man muss zwar sagen, im Vergleich zu den Ordonnanzpistolen gibt es hier wenigstens keine Widersprüche oder fehlende Informationen, oder absolute Undurchsichtigkeit und Inkonsequenz.
Das ISSF-Regelbuch gibt sich relativ klar, den Rest muss man ableiten.
Was bleibt, ist eine Reise durchs Equipment fürs sportliche Pistolenschiessen – bei dem die Revolver wohl am besten abschneiden. Zumindest subjektiv.

Wer also das Pistolenschiessen interessant findet, mit den Ordonnanzwaffen aber nichts anfangen kann, der wurde nach dieser Lektüre wohl hoffentlich etwas des Weges geleitet.

Quellenangaben

Sofern nicht anders angegeben fallen die verwendeten Medien nicht unter eine Verwendungslizenz und sind frei verfügbar, respektive Public Domain

Kessler Auktionen AG
  • Hämmerli MP33
  • Hämmerli 208
  • Hämmerli 215
  • Hämmerli 280
  • Hämmerli x-esse
  • Hämmerli SP20
  • Morini CM22M
  • Walther GSP
  • Pardini SP
  • Feinwerkbau AW93
  • FAS SP607
  • Agner M80
  • Britarms 2000
  • Beretta 76S
  • Bernardelli 69
  • Unique DES/69-U
  • Morini 102E
  • FN Browning Match 150
  • Baikal IZH-35
  • Margolin Sportpistole
  • Walther FP
  • Drulov 75
  • Hämmerli 160 Electronic
  • Hämmerli 150
  • Hämmerli 120
  • Hämmerli 104
  • Hämmerli MP33
  • TOZ-35
  • Steyr FP
  • Erma ESP 85A mit Wechselsystem
  • Sako TriAce mit Wechselsystem
  • Walther GSP mit Wechselsystem
  • Hämmerli 280 in .32 S&W
  • Smith & Wesson 17-6
  • Manurhin MR32
Tula State Museum of Arms
  • MTs 3-1 Rekord
  • Foto «ЧEMПИOH – CHAMPION»
  • TOZ-57
  • Unbekannte Sportpistole
  • Unbekannte Freipistole
Archiv/Eigentum schussfreude.ch
  • Plakat Hämmerli 208 Caracas
  • Plakat Hämmerli 150 Electronic Caracas
  • Plakat Hämmerli «Shoot the best»
  • Plakat Hämmerli Switzerland
NaturAktiv / Waffenbörse
  • Tesro TS-22 V3
  • Benelli MP90S
  • Alfa Proj 2263 SS
Hermann Weihrauch Revolver GmbH
  • Arminius HW 7 T
  • Arminius HW 9
  • Titelbild / Matchungs MGS5
Societed da tregants Samedan
  • Bild Moritz Minder

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