Irisblende, Farbfilter und Polarisation

Erstpublikation am: 11.06.2017

Zuletzt geändert am: 19.09.2023

Kategorien: Allgemein, Schützensport

Vorwort

Um das Auge und somit den Schützen beim Schiessen etwas zu unterstützen, greifen viele Schützen zu Irisblenden, Farb- und Polarisationsfiltern. Oft hört man auch angeregte Diskussionen mit, wo sich gestritten wird, ob denn jetzt Hellgrün oder Dunkelgrün die bessere Wahl sei. Oder man beobachtet, wie angestrengt an der Irisblende (oder dem Irisringkorntunnel) geschraubt wird.

Aber, wozu? Was nützt das Zeug, wie funktioniert es überhaupt und brauchts das wirklich? Glücklicherweise kann man bei Erklärungen sehr oft auf die Fotografie zurückgreifen, da sich die Prinzipien fast 1:1 übernehmen lassen können. Die Texte hier sind so einfach wie möglich gehalten. Am Ende des Artikels sind weiterführende Links aufgelistet, damit Interessierte sich detaillierter einlesen können.

Und: Da jeder auf etwas anderes schwört und für den einen bei grellem Licht die Farbe Gelb das Mass aller Dinge, für den anderen aber pures Gift ist, sind die Empfehlungen hier als reiner Anhaltspunkt zu verstehen.

Irisblende

Irisblenden gibt es für jede für das 300m-Schiessen zugelassene Waffe. Wo für das Sturmgewehr 90 Spezialanfertigungen nötig sind, können auf Karabiner, Sturmgewehr57/02, Sturmgewehr 57/03, Standard- und Freigewehre handelsübliche Irisblenden montiert werden, die international eingesetzt werden und somit in grosser Zahl und vielen Ausführungen verfügbar sind.

Die Aufgabe der Irisblende ist recht simpel: Sie reguliert, wie viel Licht das Auge des Schützen erreicht. Damit wird die Lichtströmung und die Tiefenwahrnehmung verändert.

Rund um die Blendenöffnung sitzt eine Reihe Lamellen, die eigentliche Irisblende. Über eine Achsmechanik können diese Lamellen nun in die Blendenöffnung herein- oder aus ihr herausgedreht werden. Dies bewirkt, dass die Blendenöffnung grösser oder kleiner ausfällt. Je grösser die Öffnung, desto mehr Licht kommt hindurch und umgekehrt. Dies hat nun einen direkten Einfluss auf die Tiefenschärfenwahrnehmung des Auges.

Eine Irisblende ist also nützlich, um schlechte Lichtverhältnise etwas zu korrigieren. Aber Achtung: Ist die Blendenöffnung zu klein, ergibt sich eine kontraproduktive Situation, denn dann kann das Auge den Korntunnel nicht mehr konzentrisch in Übereinstimmung mit dem Diopterloch bringen. 

Das Angebot von Irisblenden reicht von der einfachen Blende bis zum Monstrum mit integrierten Farbfiltern und Polarisation.

Nicht immer ist so eine Kombination sinnvoll. Insbesondere das Sturmgewehr 57 ist dafür berüchtigt, aus filigranen, multifunktionalen Irisblenden schnell Kleinholz zu machen. Die meisten kombinierten Irisblenden sind nicht für die heftigen Schussimpulse des Sturmgewehr 57 ausgelegt, sondern eher auf Repetierer, bei welchen sich keine Verschlussmasse bewegt. Je simpler aufgebaut also eine Irisblende ist, desto länger hält sie auf dem 57er.

Hier eine kleine Übersicht über Irisblenden für die Ordonnanzwaffen:

Farbfilter

Farbfilter kennt man am ehesten von der Sonnenbrille her. Dunkelt schön ab und taucht die Welt in andere Farben. Das Prinzip am Gewehr ist das Selbe. Je nach Licht- und Wetterverhältnissen bietet sich eine andere Farbe an, die zwischen Schützenauge und Korn geschaltet wird. Welche Farbe hierbei passend ist, ist meistens recht subjektiv, obschon sich die Optikhersteller mehr oder minder einig sind. Es wird sich immer jemand finden, der mit dem absoluten Gegenteil des Empfohlenen besser zurecht kommt.

Funktionieren tut das Ganze, in dem der Farbfilter das Licht in der Wellenlänge der Eigenfarbe durchlässt, das andere aber eben filtert. So schimmert die Welt rot mit einem Rotfilter, da primär die Wellenlänge der roten Lichtwellen durchgelassen wird. Leider hält sich das Internet etwas zurück mit Informationen, welche Farben für welche Verhältnisse geeignet sind. Zudem ist auch zu bedenken, dass ein Golfer Lichtverhältnisse anders einstuft als ein Snowboarder, als Bespiel. 

Darum hier aus verschiedenen Quellen die meist verwendeten Farben und ihre Eigenschaften:

Aber eben, man muss schon selbst herausfinden, welche Farbe in welchen Bedingungen für einen selbst am besten ist. Der Artikel über den Grünig & Elmiger 12-Farbfilter bietet Fotos, wie der Zielhang eines Schweizer Schiessstandes durch Farbfilter aussieht. ahg-Anschütz sagen es auf ihrer Homepage sehr treffend:

Teilweise handelt es sich bei den „richtigen» Farben auch um persönliche Vorlieben und Augenreaktionen – man muß einfach mal ausprobieren, welche Farbe für welche Lichtverhältnisse am angenehmsten ist.

Farbfilter für die Gewehre gibts in vielerlei Form. Die 90er-Schützen haben mal wieder eine eingeschränkte Auswahl gemäss Hilfsmittelverzeichnis. Die anderen Schützen dürfen wiederum aus einer Vielzahl Angeboten wählen – vom reinen Farbfilter über die Kombination mit einer Irisblende und Polarisationsfilter.

Polarisation

Das Wort ist geläufig und mit ihm werben Brillenhersteller auch sehr gerne. Aber was ist ein Polarisationsfilter genau, wie funktioniert der und was macht er überhaupt?

Ohne Ausflüge in die Physik und ohne Formeln und Diagramme auszupacken: Ein Polarisationsfilter blockiert, bzw. schluckt bestimmte Lichtwellen, während dem er andere Lichtwellen durchgehen lässt. Dies kann man sich zu nutze machen, indem man den Polarisationsfilter dazu verwendet, unerwünschte Lichtreflexionen und -strahlen auszublenden oder zumindest zu minimieren. Besonders Reflexionen von nichtmetallischen Oberflächen können reduziert werden – von Wasser, Glas, oder eben einer Zielscheibe. Auch wird Grün verbessert und das Blau des Himmels dunkler, da der Polarisationsfilter gewisses Blaulicht schluckt. Der Kontrast von Gras- oder Blattgrün zum Himmelblau wird also verstärkt; Das Weiss der Zielscheibe hebt sich deutlicher von einem grasigen oder buschigen Hintergrund ab, der Himmel blendet weniger.

Es gibt zwei Arten von Polarisationsfiltern: Zirkulare und lineare. Beim Schiesssport kommen vor Allem zirkulare Polarisationsfilter zum Einsatz, die je nach Drehrichtung unterschiedliche Lichtwellen schlucken bzw. durchlassen.

Über Sinn und Unsinn

Man hat nun etwas über Irisblenden, Farbfilter und Polarisation erfahren. Aber was macht jetzt genau Sinn und was nicht?

Allgemein

Ganz allgemein formulieren lässt sich nicht, für wen was jetzt am besten ist. Das hängt auch davon ab, welche Waffe man schiesst und wie man subjektiv die Lichtverhältnisse wahrnimmt. Das Hauptproblem mit zusätzlichen Hilfsmitteln ist halt immer, dass eine zusätzliche Fehlerquelle entsteht. 

Aus eigener Erfahrung und im Gespräch mit anderen Schützen ergibt sich eine Reihenfolge der Prioritäten:

  1.  Irisblende
  2. Farbfilter
  3. Polarisation

Wobei ich persönlich Polarisation mehr eingesetz habe als Farben. Wie gesagt, hier muss ausgiebig im Training experimentiert werden.

Irisblende

Eine Irisblende kann man aber jedem Schützen empfehlen. Die Möglichkeit, blendendes Licht zu minimieren, oder dunkles Ambiente etwas aufzuhellen (vereinfacht gesagt) ist sehr viel wert.

Auch ist es bedieningmässig einfach zu sehen, ob eine Einstellung funktioniert oder nicht. Das menschliche Auge merkt schnell, ob die Lichtverhältnisse stimmen oder nicht.

Mit dem Sturmgewehr 90 und 57/02 kommt man eventuell ohne Blende davon, für den Karabiner (ausser man schiesst Kimme/Korn), das Sturmgewehr 57/03 und die Frei- und Standardgewehre kommt man aber um mindestens eine Irisblende nicht herum.

Farbfilter

Farbfilter sind so eine Sache, wo sich Geister scheiden. Die einen schwören auf Farben, die anderen beharren darauf, dass "en nature" das beste sei. Die einen pochen darauf, man müse Gelb bei Dunst einsetzen, die anderen beteuern, Grün sei das richtige.

Und dann gibts solche, die immer Orange nehmen.

Farbfilter können eine enorme Hilfe sein, aber einem auch im Weg stehen. Wie bereits angesprochen, es ist eine zusätzliche Fehlerquelle. Man beobachtet oft, wie Schützen am Farbfilterrad drehen, und das während dem Stich. Dass eine andere Farbe signifikante Auswirkungen auf das Zielen und somit die Treffer haben kann, geht dann meist unter. 

Aus eigener Erfahrung: Man nehme sich beim Einrichten genügend Zeit, die beste Farbe zu eruieren und dann bleibe man bei jener. Stellt man fest, dass es doch nicht hinhaut, sollte man das noch während den Probeschüssen korrigieren.

Man sollte sich auch bewusst sein, dass man keine Farbe nehmen muss, sondern "en nature" ebenfalls eine valide Option ist.

Welche Farbe die richtige ist, das muss man selbst herausfinden. Kameraden haben oft abenteuerliche Begründungen und Erfolgsgeschichten, die aber nicht unbedingt kongruent mit einem selbst sein müssen.

Zum Material sei gesagt, dass man insbesondere beim Sturmgewehr 57 darauf achten sollte, dass man ein stabiles Diopter und eine bewährte Kombi aus Irisblende und Farbfilter wählt. Je filigraner der Filter, desto anfälliger. 

Polarisation

Aus eigener Erfahrung ist der Polarisationsfilter einer der grössten Streitpunkte von Schützen. Brauchts das? Ja unbedingt, sagen einige. Kompletter Unsinn, sagen wiederum andere.

Fakt ist: Der Polarisationsfilter verändert das Zielbild vor allem im Sommer und bei direkter Sonneneinstrahlung merklich. Wer beim Autofahren bei Gegenlicht seine polarisierte RayBan aufsetzt der weiss, was ich meine.

Ich habe persönlich oft ohne Farbe, aber mit Polarisation geschossen, speziell eben im Sommer.

Materialmässig gibt es für das Sturmgewehr 90 dedizierte Polarisationsfilter, oder in Kombination mit Farbfilter. Dito kombinierte Irisblenden für den Rest des Ordonnanzfeldes. Auch hier wieder: Eine Fehlerquelle mehr, und ein Bauteil mehr, welches kaputt gehen kann.

Fazit

Brauchts das? Muss jeder für sich selbst entscheiden.
Was brauchts denn? Muss jeder für sich selbst entscheiden.
Was ist die beste Einstellung? Hängt von mehreren, subjektiven Faktoren ab.

Das ganze ist also nicht so einfach.

Eine Irisblende empfiehlt sich immer. Farbfilter und Polarisation probiert man am besten damit aus, in dem man das ausgerüstete Gewehr eines Schützenkameraden ausleiht und mal ausprobiert.

Zum Material sei gesagt:

  • Sturmgewehr 90 spielt es keine Rolle, die Spezialanfertigungen sind auf das Gewehr ausgelegt
  • Sturmgewehr 57 braucht eine stabile Irisblende/Farbfilterkombi. Aus eigener Erfahrung halten sich Irisblenden von Centra besser als solche von Gehmann. 
  • Karabiner, Standard- und Freigewehre haben dank dem Funktionsprinzip des Repetierers eine breitere Auwahl.

In jedem Fall sollte die Irisblende für eine Feuerwaffe im genutzten Kaliber ausgelegt sein. Eine Irisblende fürs Luftgewehrschiessen wird den Einsatz auf dem Sturmgewehr 57 nicht lange überleben.

Quellenangaben

Sofern nicht anders angegeben fallen die verwendeten Medien nicht unter eine Verwendungslizenz und sind frei verfügbar, respektive Public Domain

NaturAktiv / Waffenbörse
  • Irisblende Sturmgewehr 90
  • Irisblende Centra Standard
  • Irisblende Gehman 566
  • Irisblende Centra mit Farblilter und Polarisation 
  • Grünig+Elmiger Farbfilter
Wyss Waffen
  • Irisblende mit 11 Farben
  • 12-Farben-Filter Sturmgewehr 90
  • Doppelpolarisationsfilter Sturmgewehr 90
  • Kombi Farb-/Polarisationsfilter Sturmgewehr 90

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